Santosha: Wie führen wir ein zufriedenes Leben?


Yoga ist mehr als nur körperliche Arbeit, Yoga ist die Philosophie über die Art und Weise das Leben zu leben. Wie führen wir also ein glückliches und erfülltes Leben? Welche Antworten und Ansätze hält die Yoga-Philosophie für uns bereit? Sich in Zufriedenheit zu üben und dankbar zu sein, ist ein ganz wesentlicher Baustein, und, wie ich finde, ein wunderschöner und gerade in unserer Konsumgesellschaft ein sehr wichtiger. Deshalb möchte ich euch dieses Prinzip hier einmal ans Herz legen, denn Zufriedenheit und Dankbarkeit machen glücklich.

Der achtgliedrige Pfad von Patanjali

Patanjali hat im „Yoga-Sutra“ verschiedene Prinzipien benannt, die uns als Orientierung dienen. Sein achtgliedriger Pfad richtet sich an alle Menschen und ist als Leitfaden gedacht, nach dem wir durch unsere Yoga-Praxis uns selbst und unser Ego erkennen. Ziel ist es, unseren Geist so zu verändern, dass wir in der Lage sind, ein bewusstes und glückliches Leben zu führen. Jedes dieser acht Glieder besteht aus einer Reihe konkreter Themen und Verhaltensweisen, die bis heute sehr lebensnah sind und für jeden ganz individuell immer noch passen. All diese Themen sind nicht unabhängig voneinander, sie gehen ineinander über, bauen aufeinander auf, beeinflussen sich gegenseitig und bilden am Ende eine Einheit. Wir können aber jedes einzelne Prinzip für sich üben.

Santosha - Zufriedenheit

Santosha oder auch Samtosha ist eines dieser Themen. Es gehört zu den Niyamas, den Leitsätzen, die den Umgang mit uns selbst beschreiben. Es gibt hier noch vier weitere Unter-Themen: Saucha (Reinheit), Tapas (Leidenschaft), Svadhyaya (Selbsterkenntnis) und Ishvara Pranidhana (Selbsthingabe).

Santosha heißt übersetzt Zufriedenheit, Bescheidenheit, Schlichtheit. Was bedeutet das nun für uns? Was macht uns zufrieden? Man könnte annehmen, dass dies eine sehr einfache Rechnung ist: Man hat verschiedenste Wünsche – eine Reise, einen netten Chef, ein neues Outfit – und die Erfüllung dieser Wünsche macht uns zufrieden. Das sind wir auch, aber nur für einen kurzen Zeitraum. Dies ist kein beständiges Glücksgefühl, etwas das bleibt, was uns trägt. Dieses „Glück“ ist nur flüchtig, was bedeutet, dass wir schnell den nächsten Wunsch erfüllen müssen, damit wir wieder dieses kurze Glücksgefühl empfinden: ein Hamster-Rad, eine Never-Ending-Story.

Die Haltbarkeit dieses Glücksgefühls wird meistens auch immer kürzer, sodass wir von einem erfüllten Wunsch zum nächsten Wunsch hasten und am Ende völlig gestresst und nicht wirklich zufrieden sind. Diesen Kreislauf gilt es zu erkennen und zu durchbrechen. Nicht nur, weil natürlich dieses Prinzip herrlich in einer Konsumgesellschaft funktioniert und sich unsere Wünsche ganz bewusst zunutze gemacht werden. Aber brauchen wir wirklich alles, was wir konsumieren? Macht es uns glücklich? Ein Experiment auf Kosten unserer Umwelt. Was ist hier die Yoga-Idee? Interessanterweise heißt Santosha nicht nur Zufriedenheit, sondern auch Bescheidenheit. Je bescheidener wir sind, umso zufriedener? Könnte das ein Weg sein - unsere Wünsche zu überdenken und zu reduzieren?

Dinge so anzunehmen, wie sie gerade sind, ist unheimlich schwer. Deshalb üben wir im Yoga, im Hier und Jetzt zu sein, Gedanken darüber loszulassen, wie es sein könnte, wie wir uns fühlen könnten. Wir schärfen unsere Wahrnehmung für das Potential, welches in uns schlummert und dafür, dass alles, was gerade ist, gut ist. Santosha bedeutet Stärke anzunehmen, Stärke auszubauen. Santosha bedeutet mit dem, was wir haben, glücklich sein. Wenn wir Zufriedenheit in dem finden, was uns gegeben ist, dann finden wir auch Freude, Entspannung und Glück. Santosha können wir in allen Lebenssituationen üben: Gegenüber unserer Familie, unseren Freunden und gegenüber der gegenwärtigen Situation, in der wir uns befinden.

Mitgefühl und Freude

Wenn Patanjali von Zufriedenheit spricht, impliziert das auch Mitgefühl und Barmherzigkeit zu entwickeln. Mitgefühl zu haben, zu teilen und für andere da zu sein, macht uns zufrieden und glücklich. Das sind innere Werte, die wir beeinflussen können und die dauerhaft sind. Schnell sind wir hier wieder beim Thema Balance. Uns gänzlich von unseren Bedürfnissen zu befreien ist nicht der Anspruch. Das wäre auch nicht sehr lebensnah. Bedürfnisse haben wir und ja, es macht uns zufrieden, etwas Neues zu kaufen und uns diese Wünsche zu erfüllen. Das ist menschlich. Aber diese Bedürfnisse zu erfüllen, wird uns nicht dauerhaft glücklich machen. Sich an kleinen Dingen erfreuen zu können, sich selbst genug zu sein, Dankbarkeit und Mitgefühl zu entwickeln, darin liegt beständiges Glück. Die Reise vom Außen zum Innen, ins Hier und Jetzt, zur Balance, das ist unsere Yoga-Reise, ein (wesentlicher) Grund warum wir Yoga üben.

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farbenfroher Blog von Kirsten Zenker

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