Es ist wieder so weit: Zeit für Fasten. Gerade nach der Weihnachtszeit und als Neuanfang für ein beginnendes Jahr ist eine Fastenkur perfekt. Leider schaffe ich es nicht jedes Jahr. Manchmal ist man einfach zu eingespannt und ich weiß für mich, dass ich Arbeit und Stress nicht gut mit dem Fasten verbinden kann bzw. passt das einfach nicht zusammen. Umso mehr freue ich mich, dass ich mir dieses Jahr die Zeit nehmen kann. Ich habe auch das Gefühl, dass es dringend nötig ist. Da haben sich eine Menge schlechte Angewohnheiten eingeschlichen und ich ernähre mich gerade nicht so sauber und gesund, wie ich es eigentlich möchte. Für mich ist da manchmal so ein großer Break besser als viele kleine Schritte.
Der komplette Verzicht auf feste Nahrung leitet die körperliche aber auch eine geistige Entgiftung ein. Es fällt mir in diesem Zustand leichter, den nötigen Abstand zu finden, um schlechte Gewohnheiten aufzudecken und loszulassen. Fasten bedeutet für mich Ruhe, Entgiftung, Loslassen, mich neu ausrichten und mich mit mir selbst zu beschäftigen. Durch eine Fastenkur finde ich einfacher den Weg zurück zu einer gesunden Ernährung. Aber nicht nur bei der Ernährung wird man mit sich selbst konfrontiert. Fasten greift auf so vielen Ebenen. Was ist Hunger überhaupt? Was sind seelische Bedürfnisse, die dahinterstecken? Wie gehe ich mit diesen Bedürfnissen um und wie kann ich sie in meinem Alltag erfüllen? Welche Gewohnheiten möchte ich etablieren? Fasten ist Quality-Time. Ich nehme mir einfach sehr viel Zeit für mich, für Reinigungsrituale, Bewegung, ein gutes Buch, Sauna. Es ist Wellness pur und ich fühle mich dabei so fit, klar und bin voller Ideen. Das eigentliche Fasten ist auch nicht wirklich schwer, eine wirkliche Hürde ist das Anfangen und das Aufhören.
Das eigentliche Fasten wird durch die Entlastungstage eingeläutet. Ich nehme mir hier mindestens drei Tage, um mich seelisch und moralisch darauf einzustellen. Außerdem ist es nochmal ein Check, ob ich alle Utensilien und Lebensmittel habe, die ich in der Zeit benötige, weil Einkaufen möchte ich nicht gehen müssen. Das wäre ja Selbstquälerei, wenn man sich mit leckeren Lebensmitteln und Gerüchen konfrontiert. In den Entlastungstagen stellt man dann auch schon die Ernährung um, d.h. keine Süßigkeiten, keinen Zucker mehr, nix deftiges, keine tierischen Produkte oder generell keine säurebildenden Lebensmittel. Ich trinke schon in den Entlastungstagen keinen Kaffee mehr, esse Suppen und versuche auf Brot zu verzichten – also Porridge zum Frühstück. Am vierten Tag wird dann der Darm entleert. Das ist nicht unbedingt der angenehmste Teil, aber absolut notwendig, denn wenn der Magen und Darm leer sind, hat man kein Hungergefühl mehr. Von daher: Augen zu und durch. Ich nehme hierfür Glaubersalz – ca. 30-40g. Es gibt aber auch andere Möglichkeiten (Sauerkrautsaft usw.). Ich mische das Glaubersalz mit Apfelsaft und mache etwas Zitrone hinein, damit es nicht ganz so widerlich schmeckt. Beim Trinken halte ich mir die Nase zu und versuche alles in einem Zug zu schaffen. Danach muss viel getrunken werden, da dem Körper Flüssigkeit entzogen wird. Wenn man diese Prozedur hinter sich gebracht hat, geht es los: Es wird nichts Festes mehr gegessen.
Ich finde es immer wieder erstaunlich, welche Prozesse durch diesen Nahrungsverzicht angeregt werden. Nach nur wenigen Tagen stellt der Körper seine Energiegewinnung um. Da der Glukosespeicher relativ schnell aufgebraucht ist, wird die benötigte Energie aus den körpereigenen Reserven gewonnen, was letztendlich Körperfett ist. In den Zellen wird nach Energiequellen gesucht und schädlichen Strukturen werden abgebaut. Die sogenannte Autophagie beginnt - unser Körper reinigt sich selbst von Innen. Schädliche oder sogar krankhafte Zellbestandteile werden verwertet und ausgeschieden. Der Körper mistet aus und verdaut sich selbst. Autophagie wird auch mit Selbstverdauung übersetzt. Dieser ganze Prozess ist natürlich gesundheitlich wahnsinnig förderlich und es ist außerdem eine Verjüngungskur.
Damit die Giftstoffe leichter abtransportiert werden können, gibt’s es verschiedenen Rituale. Bewegung ist wichtig und wohltuend, da so der Stoffwechsel angeregt wird. Das Trockenbürsten durchblutet und regt vor allem die Entgiftung über die Haut an, was ja unser größtes Entgiftungsorgan ist. Mit einer weichen Körperbürste massiert und bürstet man seinen Körper – ein schönes kleines Morgenritual. Ich verbinde das Fasten auch mit Ölziehen, was ich dann auch in meine Morgenroutine integriere. Beim Ölziehen werden die Giftstoffe im Mund gebunden und entfernt. Mittags gibt es dann einen Leberwickel, um die Leber beim Entgiften zu unterstützen – quasi eine Wärmflasche auf der rechten Bauchseite. Das ist herrlich angenehm und meistens so entspannend, dass ich einschlafe. Ein Mittagsnickerchen gehört für mich ganz selbstverständlich in einen Fastentag. Für viele eher ungewohnt oder unangenehm sind Einläufe, die natürlich wichtig sind, um Giftstoffe aus dem Körper zu entfernen.
Für mich ist neben diesen ganzen körperlichen Aspekten auch die seelische Reinigung ein sehr wichtiger Bestandteil. Ich nehme mir dann besonders viel Zeit für mich, spaziere, lese, mache viel Yoga, meditiere, gehe in die Sauna. Ich fühle mich in der Zeit irgendwie befreit, bin sehr klar und kreativ. Nach ein paar Tagen stellt sich ein richtiges „Hoch-Gefühl“ ein. Ich könnte Bäume ausreisen. Der Körper ist halt nicht mehr mit der Verdauung beschäftigt und hat Energie. Aber natürlich spielt Essen im Kopf eine große Rolle. Der Geruchs- und Geschmacks-Sinn sind besonders intensiv und es gibt Tage, da könnte ich alles essen. Ich versuche diesen Zustand sehr bewusst wahrzunehmen und genieße es, so intensiv zu schmecken, zu riechen und zu spüren. Dieser Heißhunger ist ja am Ende nur Kopfsache und ich habe mich viel gefragt, wo eigentlich dieser Appetit herkommt.
Dieser Heißhunger macht auch die Aufbautage so schwer, weil man dann ja eigentlich alles wieder essen kann. Da muss ich mich dann schon sehr zügeln. Der Magen wäre ja auch völlig überfordert, wenn man direkt mit einem fetten Gericht anfängt und sich überfrisst. Das wohl bekannteste Zitat zum Fastenbrechen stammt von George Bernard Shaw „Jeder Dumme kann fasten, aber nur ein Weiser kann das Fasten richtig brechen.“ Deshalb sollte auch das Fastenbrechen gut vorbereitet werden. Ich habe ganz bewusst nichts Süßes zuhause und kaufe im Vorfeld schon alle Zutaten für eine Suppe oder einen Salat und natürlich viel Obst. So kann ich gar nicht erst in Versuchung geraten. Außerdem soll ja das Fasten ein Anlass sein, zurück zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährung zu finden. Noch bin ich mittendrin – bei Tag sechs – aber mein Fazit oder mein Wunsch wäre es, regelmäßiger die Zeit für eine Fastenkur zu haben. Dieses Gefühl und alle gesundheitlichen Vorteile sind einfach gigantisch und es tut mir so gut, zur Ruhe zu kommen und mich mit mir selbst zu beschäftigen.
Für alle, die gern den Versuch wagen möchten und eine Fastenkur planen, habe ich mal alle wichtigen Utensilien und Lebensmittel zusammengestellt. Nicht alles ist zwingend notwendig, aber vielleicht ein guter Hinweis oder eine Anregung.
Als zertifizierter Ernährungscoach und Fasten-Fan biete ich begleitete Fastenkuren an. Zu meinen Angeboten geht es hier.